Kerzers | Region 9 Anzeiger von Kerzers

Nr. 50 | Mittwoch, 14. Dezember 2016

KERZERS

 

 

Katja Meister aus Kerzers geht einem sehr heissem Kunsthandwerk nach. Sie ist seit rund drei Jahren Kunst-Glasbläserin und bläst aus Glasröhren, welche sie auf 1400 Grad erhitzt, ihre Meisterwerke. Mit Sauerstoff und Propangas erzeugt Katja Meister eine Flamme von fast 3000 Grad Hitze. Damit erhitzt sie das Glas auf 1400 Grad, damit es formbar wird. Ab diesem Moment beginnt der künstlerische Teil: Eine der wichtigsten Handbewegungen ist das Drehen des Glaskörpers. «Wichtig ist das konstante und regelmässige Drehen, sonst wird das Glas unregelmässig erhitzt und verformt sich nicht, wie ich es will», so Katja Meister.

Sie hat sich die Glasblaskunst selbst beigebracht: «Heute ist Glasblasen in der Schweiz als Beruf nicht mehr lernbar, dadurch ist diese Kunst hier vom Aussterben bedroht.» In Deutschland hingegen lebt diese Tradition weiter. So hat sie etwa im Sommer an der berühmten Glasstrasse in Frauenau im Bayrischen Wald, bekannt für sein Glasbläserhandwerk, einen Kurs besucht und neue Erkenntnisse gewinnen und Erfahrungen sammeln können. Die Glasbläserin verarbeitet Borsilikat- Glas, dieses gehört zu den härtesten Glassorten und kann bei einem Fehler nicht wieder verwendet werden. Wenn man Katja Meister zuschaut, sieht das ziemlich einfach aus mit dem Drehen und anschliessenden Aufblasen der glühenden Glasröhren. Glasblasen kann man sich vorstellen wie Seifenblasen pusten. Wenn man es vorsichtig macht, entsteht eine schöne Kugel. Sie hat sich ihre Fertigkeit hart erarbeitet. «Ich habe im ersten Jahr viele Kübel mit zerbrochenem Glas entsorgt. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister. Mein Name ist deshalb schon fast Programm. Auch Brandwunden und Schnitte gehören bei der Glasbläserei dazu.» Was es bei ihr auch nie geben wird: Produkte zweiter Wahl, Ausschussware. Wenn eine ihrer Arbeiten fehlerhafte Stellen aufweist, wirft sie diese weg. «Ich stehe mit meinem Namen für meine Produkte.» Versiegelte Glücksschweinchen Glasblasen ist für Katja Meister ein meditativer Akt. Wenn man gestresst ist, sollte man kein Glas bearbeiten. Die Unruhe übertr.gt sich, und es entsteht Spannung im Glas. Diese lässt das Glas explosionsartig zerspringen. Ihr Mann arbeitet ab und zu auch in der Werkstatt mit. Er kommt mehr von der technischen Seite, sagt die Kunst-Glasbläserin. Sie selber ist die Künstlerin. Kunst und Technik ergeben eine Einheit. Die Künstlerin macht nicht nur Kugeln, Windlichter und Eiszapfen, sondern experimentiert auch gerne. So hat sie auch Glücksschweinchen erschaffen, die man zerschlagen muss, wenn man an das Geld im Inneren kommen will. «Es ist ziemlich anspruchsvoll, am Schluss die Geldscheine in das Schweinchen zu stecken und dann mit einer 3000 Grad heissen Flamme zu verschliessen. Da kann es schon mal vorkommen, dass es zu heiss wird und die Geldscheine Brandspuren aufweisen. Dann beginnt die ganze Arbeit von Neuem.» Das Atelier hat Katja Meister bei sich zu Hause eingerichtet, dabei hat sie jeden Zentimeter Platz ausgeschöpft. Im Winter ist es zudem recht kalt, da sie aus Sicherheitsgründen mit offener Tür arbeiten muss. «Heikler sind im Winter auch die Temperaturunterschiede. Dann kann es zu Spannungen kommen und das verarbeitete Glas bekommt Risse oder zerspringt. » Die meisten Glasarbeiten müssen nach dem Verarbeiten für 24 Stunden in einen speziellen Ofen. Dies nimmt dem Glas die restliche Spannung und es kühlt langsam ab. «Das Arbeiten an der Flamme hat einen positiven Effekt im Winter; das Licht ist so stark, dass es stimmungsaufhellend ist.» Das helfe manchmal gegen den dichten Nebel im Seeland.         

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